In 2020 wird das Monstronale Festival zum wiederholten Mal ein Thema innerhalb der filmischen Erzählung untersuchen. Das Thema für das nächste Jahr ist „Das Fremde | The Unknown“. Es wird in zwei Langfilmprogrammen und einem kuratierten Kurzfilmprogramm aufgegriffen und bietet damit den Raum die Umsetzung und den Blick der Filmemacher zu hinterfragen.
Doch was ist das “Fremde” das “Unbekannte” und wo finden wir es. Per Definition ist es etwas, dass mehr oder weniger weit außerhalb des als „eigen“ bzw. vertraut erfahrenen Lebensraums liegt, womit die Unschärfe des Begriffes schon weitestgehend umrissen ist. Das Fremde kann, wenn wir diese Definition zugrunde legen, überall zu finden sein: Dinge die komisch aussehen bis hin zu fremdartigen Wesen die ad hoc nicht eingeschätzt werden können. Ein ideales Thema also um sich innerhalb der Monstronale mit dem Sonderbaren in der Sache auseinanderzusetzen.
Zunächst lohnt es sich einen Blick auf die europäische Sichtweise des Fernen, des Fremden zu werfen. Diese ist im Hinblick auf die Wahrnehmung anderer Kulturen über die Jahrhunderte durch verschiedene Aspekte geprägt worden. Mit dem Zeitalter der großen Entdeckungen stand erst einmal die reine Entdeckung im Vordergrund. Daraus resultierte unter anderem die Neugier auf das Fremde, dass letztlich den Anfang umfangreicher Sammlungen von Fauna, Flora und Kulturgütern begründete. Doch gerade im Bereich der Kultur wurde schnell ein zumeist missionarisch oder kolonialer Blick zur Norm. Der erste kulturelle Kontakt ist vorrangig geprägt worden durch die Assimilation fremder Kulturen, der Missionierung hin zu einem europäischen Menschen- und Kulturbild. Gerade die Urvölker wurden zu Versuchsanordnungen kultureller Überformungen, bis hin zur Verschleppung ganzer Völker.
Erst mit dem Zeitalter der Aufklärung verschob sich die Erforschung der Kultur fremder Völker hin zu einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Die bis zu diesem Umbruch angehäuften Kulturgüter erlaubten dann zumindest den punktuellen Blick in das Leben und die Alltäglichkeiten der “besammelten” Völker.
Mit dem Einzug des bewegten Bildes wurde es für die Forschung leichter bestimmte kulturelle Abläufe, Rituale und das Sozialgefüge der Untersuchungsobjekte in einer Momentaufnahme einzufangen. Jean Rouch als einem Vertreter des ethnologischen Films gelang es, als einem der Ersten, einen weitestgehend unverfälschten Blick auf Rituale und die Rolle des Mythos in Gesellschaften zu werfen. Mittlerweile sind diese Dokumente wiederum in entsprechende Sammlungen eingegangen und damit ein filmisches Artefakt des Blickes auf eine fremde Kultur.
Die spannende Frage am Thema “Das Fremde” ist demzufolge nicht nur : “Wie sieht das Fremde eigentlich aus“, sondern ebenfalls mit welchem Blick wird es dargestellt und präsentiert. Kann grundsätzlich eine Sicht des von oben herab auch in der filmische Auseinandersetzung festgestellt werden, oder gibt es das Unbekannte auch in Augenhöhe des Betrachters/ Filmers mit den Dargestellten.